Corona-Pläne in Rheinland-Pfalz Wirrwarr um neue Regeln: Was gilt für den Sport im Land?
Trier · Zwar gelten seit Mittwoch einige Lockerungen in Rheinland-Pfalz. Doch manche Regeln des Stufenplans sind sehr kompliziert.
Die Nachfrage nach Corona-Schnell- und Selbsttests wird in den kommenden Wochen im Land vermutlich stark steigen. Der von der Landesregierung am Dienstag vorgestellte Perspektivplan sieht bis Fronleichnam Öffnungen in den Bereichen Gastronomie, Hotellerie, Kultur und Sport vor. Doch viele Lockerungen sind an Corona-Tests geknüpft. Etwa Übernachtungen in Hotels oder Jugendherbergen; dort müssen sich Gäste während des Aufenthalts alle 48 Stunden erneut testen. Auch wenn die Innenbereiche der Restaurants ab nächste Woche in den Regionen, in denen die Inzidenz unter 50 liegt, öffnen dürfen, brauchen die Gäste einen negativen Test, genau wie derzeit bereits bei der Nutzung der Außengastronomie. In der zweiten Stufe des Perspektivplans dürfen ab nächste Woche Freitag auch wieder Kulturveranstaltungen mit bis zu 100 Zuschauern im Freien stattfinden. Auch Sportveranstaltungen sind wieder mit Publikum (ebenfalls maximal 100 Zuschauer) möglich. Aber: Wer zu Konzerten oder Sportevents gehen will, braucht einen negativen Corona-Test.
Es stellt sich ohnehin die Frage, welche Sportveranstaltungen überhaupt möglich sind. Denn laut den Angaben aus dem rheinland-pfälzischen Innenministerium ist überall dort, wo die Inzidenz unter 50 liegt, Gruppensport draußen mit Abstand und maximal zehn Erwachsenen möglich. Für ein Fußballspiel reicht diese Personenzahl nicht.
Die Regeln für den Sportbereich sind derart kompliziert, dass es schwer sein dürfte, diese umzusetzen. „Sport ist zulässig, wenn er einzeln oder als Gruppe (drinnen und draußen)kontaktlos stattfindet“, heißt es aus dem Innenministerium. Soweit so gut. Doch der Knackpunkt: Es dürfen nicht beliebig viele Menschen trainieren oder Sport treiben. Es dürfen sich nämlich nur die Angehörigen von zwei Haushalten, maximal fünf Personen (Kinder bis einschließlich 14 Jahren werden nicht mitgerechnet) sportlich betätigen. Wenn drinnen trainiert wird, ist ein negativer Test (außer bei vollständig Geimpften oder Genesenen) notwendig. Kinder bis 14 Jahre dürfen auch im Freien in Gruppen von bis zu 20 Personen plus Betreuer trainieren.
Daher hält sich die Euphorie bei den Sportverbänden über die Lockerungen auch in Grenzen. Beim Sportbund Rheinland spricht man allenfalls von „geringfügigen Änderungen“, die es nun gebe. Es gebe noch viele offene Fragen, sagt Hiltrud Schilz, Geschäftsführerin des Postsportvereins Trier. „Wir müssen aufgrund aller Vorgaben absolut flexibel und schnell bleiben, gegebenenfalls tagesaktuell neue Bestimmungen umsetzen und kommunizieren. Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen.“ Wann und unter welchen Bedingungen der Trainingsbetrieb wiederaufgenommen werde, stehe momentan noch nicht fest.
Als praxisfern und nicht verhältnismäßig bezeichnet der Vorsitzende des FSV Trier-Tarforst, Werner Gorges, die Regeln für den Sport. „Die Regelungen sind oftmals nicht klar genug formuliert und alles andere als praktikabel.“ Das führe zu Unverständnis und Frust gegenüber der Politik und deren Corona-Maßnahmen im Hinblick auf den Sport. „Die gesellschaftliche Bedeutung des Vereinssportes und des Ehrenamtes wird bei öffentlichen Auftritten zwar dargestellt, aber absolut in der Praxis nicht so gelebt. Dies ist einfach schade“, sagt Gorges.
Der Landessportbund kritisiert, die Testpflicht. Ähnlich wie in den Schulen müssen sich die Sportler vor dem Training unter Aufsicht einer vom jeweiligen Verein beauftragten Person selbst testen.
Nicht nur die Sportvereine geben sich zurückhaltend. Auch in der Gastronomie schwanken viele Betreiber zwischen Euphorie– dass Hotels (wenn auch unter strengen Vorgaben) wieder öffnen und in Restaurants (in Regionen, in denen die Inzidenz unter 50 liegt) ab nächste Woche wieder Gäste bedient werden können – und Abwarten. Einige Hotels haben bereits angekündigt, nicht direkt wieder öffnen zu wollen. Zu unsicher ist die Lage, ob Gäste in ausreichendem Maß kommen werden.
Stellt sich abschließend die Frage, wie sicher die nun immer öfter verlangten Corona-Tests sind. Die Schnelltests seien wichtig, um Infektionsherde aufzudecken, sagt Dirk Brenner, Professor für Immunologie
vom Luxembourg Institute of Health.Allerdings würden die Schnelltests erst dann anschlagen, wenn die Virenmenge im Rachenbereich bereits sehr hoch sei. „Das kann durchaus erst mit oder auch nach den ersten Symptomen der Fall sein.“ Daher gebe es eine Unsicherheit: „Der Test ist negativ, aber man ist bereits infektiös. Dies bezieht sich zwar nur auf ein kleines Zeitfenster, aber dieses eröffnet die Weitergabe der Infektion. Daher ist völlig klar, dass ein negativer Schnelltest keinesfalls eine Sicherheit gewährleisten kann, der mit der einer Impfung vergleichbar ist“, sagt Brenner. „Trotzdem ist testen immer deutlich besser, als nicht zu testen.“
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